Sommerurlaub in Schweden 2018

Im Hochsommer 2018 wurde ein lange gehegter Traum wahr: Gemeinsam mit einer befreundeten Familie ging es knapp zwei Wochen ins nördliche Mittelschweden (oder südliche Nordschweden?) - genauer gesagt, nach Jämtland, irgendwo zwischen Åre und Östersund. Das Tolle an dem Urlaub war, dass es uns durch geschickte Wahl von Örtlichkeit und Unterkunft gelungen ist, Familienurlaub und Angeltrip zu verbinden - in diesem Beitrag soll es aber nur um die Angelkomponente gehen. ;)


Ein Direktflug nach Stockholm und ein ca. 6-stündiger Road Trip bringen einen ins Herzen des dünn besiedelten Jämtlands. 
Das Ferienhaus mit Sauna und Boot in einsamer Lage am Ufer des Ockesjön.
Fischereilich stand der Urlaub eigentlich unter einem denkbar schlechten Stern: Nicht nur ist die Zeit Ende Juli / Anfang August wohl beinahe überall eher eine Saure-Gurken-Zeit - auch in Mittelschweden. Zudem war aber der Sommer 2018 gerade auch in Schweden ein echter Hitzesommer mit einer mehr als 10 °C höheren Durchschnittstemperatur, als im langjährigen Mittel, was sich nicht zuletzt in der Vernichtung von 30.000 Hektar Wald in den schlimmsten Waldbränden der letzten 100 Jahre äußerte. Schon im Vorfeld hatte ich über Facebook Kontakt mit dem Betreiber der sehr informativen Seite www.jamtlandfishing.com aufgenommen, der mich vorwarnte, dass die Fischerei auf Salmoniden in den meisten jämtländischen Flüsse wegen der hohen Temperaturen eher träge sei, weil die Fische in den wenigen verbliebenen tieferen Gumpen versuchten, energie-sparend auszuharren. Das war erstmal schon ein bisschen enttäuschend, weil wir unsere Unterkunft extra nahe bekannter Salmonidenflüsse wie Dammån (an dem es sogar ein Angelcamp gibt), Långan, Gimån oder Harkån gewählt hatten, die allesamt in den Indalsälven entwässern und gute Bestände von Forellen und Äschen aufweisen. Glücklicherweise bekam ich in den Gesprächen aber noch einen wertvollen Tipp: Große skandinavische Flüsse wie eben der Indalsälven verengen oder weiten sich manchmal, so dass zwischendurch eher der Anschein entsteht, man hätte es mit einem See zu tun, als mit einem Fluss. Einer dieser "Seen" des Indalsälven ist der Ockesjön, an dem zufälligerweise unser Ferienhaus lag. Dort, wo nun das Wasser einen dieser Seen wieder verlässt, entstehen Stromschnellen. Und im Umfeld dieser Stromschnellen halten sich gerne Äschen auf - wegen des hohen Sauerstoffgehalts gerne auch bei ansonsten relativ hohen Wassertemperaturen. Nach einiger Recherche fand ich also heraus, dass wir beim Vermieter unseres Ferienhauses Angelkarten für den Ockesjön kaufen konnten, die wiederum auch das Angeln in den zugehörigen Stromschnellen, den Kvitsleströmmar, erlaubten. Und nicht nur das: Auch ein Teil des Dammån-Unterlaufs ist in der Angelerlaubnis enthalten! Der fischereiliche Aspekt des Urlaubs war damit gerettet: Im See selbst konnten wir vom Boot aus wunderbar auf Hecht und Barsch fischen, was auch den eigentlich nicht angelnden Miturlaubern schöne Erfolge - und uns das ein oder andere leckere Abendessen - bescherte. Die Fliegenfischer unter uns konnten aber die langen skandinavischen Sommerabende nutzen, um an den Stromschnellen den Äschen nachzustellen - eine wirklich grandiose Naturerfahrung. Im Laufe des Aufenthalts, der, wie bereits erwähnt, vor allem Familienurlaub war, konnte ich alleine gut 40 Äschen überlisten, darunter einige im Ü40-Bereich. Ein paar Impressionen:
Überall am Fischwasser finden sich Schutzhütten, in denen Gewässerkarten und die Fischereiregeln aushängen. Im Notfall kann man sich sogar per Mobiltelefon spontan eine Lizenz organisieren.
 
Fliegefischen an den Stromschnellen des Kvitsleströmmar.

Wunderschöne Äschen fängt man hier regelmäßig.
Abendstimmung, irgendwann zwischen 22:00 und 23:00.

Auch wenn Ockesjön und Kvitsleströmmar unsere "Hausgewässer" waren, haben wir doch auch zweimal den etwa einstündigen Trip um den See herum und über Stock und Stein auf immer einsamer werdenden Waldwegen auf uns genommen, um auch dem in der Lizenz enthaltenen Unterlauf des Dammån einen Besuch abzustatten - hatten wir doch im Internet gelesen, dass dort im Juli gerne wandernde Seeforellen gefangen werden. Ü50-Fische sollen dabei eher der Standard als die Ausnahme sein. Auch wenn wir, vermutlich aufgrund der schon erwähnten ungewöhnlich hohen Temperaturen, Seeforellen-technisch schneider bleiben sollten, waren die Abende am Dammån Naturerlebnis der feinsten Art. Eine derartige Stille hatte ich unter freiem Himmel in meinem Leben vorher noch nicht wahrgenommen. Wenn sich in einem Umkreis mit 5km Radius nur Wald befindet, ist das aber wohl auch kaum verwunderlich. Für Mitteleuropäer trotzdem kaum vorstellbar...

Auch dem Dammån haben wir einen abendlichen Besuch abgestattet, aber statt der berühmten wandernden Seeforellen nur kleinere Barsche und Äschen erwischt.
Alles in allem ein wirklich traumhafter Urlaub! Jämtland ist eine tolle Provinz, die auf knapp 40.000 km² (gut halb so groß wie Bayern) nur gut 100.000 Einwohner beheimatet (d.h. die Bevölkerungsdichte liegt irgendwo zwischen der von Montana und North Dakota!), dabei aber im wahrsten Sinne des Wortes unzählige Seen und Flüsse zur Fliegenfischerei auf Forellen, Saiblinge, Äschen, Barsche und Hechte bietet. Trotzdem ist Schweden überall ein hochzivilisiertes Land, so dass es einem infrastrukturell an nichts fehlt. Und gerade Östersund, das von unserem Ferienhaus eine knappe Autostunde entfernt war, ist ein wirklich nettes Städtchen, das auch mal zum Bummeln und Shoppen einlädt. Nur die Anreise ist etwas beschwerlich, weil man entweder teuer mit Umsteigen in Stockholm nach Östersund fliegen oder - wie wir es gemacht haben - ab Stockholm gut 6 Stunden mit dem Auto nach Norden fahren muss. Machbar, aber nicht super-angenehm. Trotzdem: Wir kommen sicher wieder!

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