Ein Tag an der Deutschen Traun von Rudi Heger

Tolle Stimmung an der Deutschen Traun.

Es gibt wohl wenige Angelgewässer in Deutschland, die international so bekannt sind, wie die von Rudi Heger betreuten Abschnitte der Deutschen Traun. Von überall her reisen versierte Fliegenfischer an, um in diesem professionell betriebenen Chiemgauer Salmonidengewässer den Forellen nachzustellen. Weil wir diesen Sommer auf eine größere Urlaubsreise verzichtet haben, wollten wir uns in heimischen Gefilden nette Tagesausflüge gönnen - und einer davon sollte eben an die Deutsche Traun gehen. Im Folgenden gibt's das Resümee des dieses hochsommrigen Fischtages im August.

Die Infrastruktur
Die Rudi Heger GmbH und ihre Hausmarke Traun River Products sind freilich eine feste Größe in der deutschen Angellandschaft, und es gibt wohl kaum einen Fliegenfischer, der nicht schon mal in irgendeiner Form damit in Kontakt gekommen ist. Hauptquartier der Unternehmung ist ein Ladengeschäft mitten im beschaulichen 8.000-Seelen-Örtchen Siegsdorf im Landkreis Traunstein, gefällig zwischen Chiemgauer Alpen und Chiemsee und direkt am Ufer der Weißen Traun gelegen. Dort bekommt man nicht nur alle Produkte, die man über den Online-Shop auf www.rudiheger.eu bzw. über den umfangreichen Printkatalog beziehen kann, sondern auch die Tageskarten für die hauseigenen Gewässer, über die man mehr auf der Firmenhomepage bzw. im firmeneigenen Blog erfahren kann. Kurz zusammengefasst gibt es drei Abschnitte der Deutschen Traun (Traditionell, Hochberg und Traunstein), einen Abschnitt an der Weißen Traun und den Förchensee, dazu offenbar als eine Art Exklave die Steirische Salza.
Wichtig: Der Laden ist nur Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:00 Uhr und von 13:30 bis 17:00 Uhr geöffnet - also kann man erstmal auch nur zu diesen Zeiten seine Fischkarten abholen. Dass es anscheinend aufpreispflichtige Ausnahmen für Feiertage und Wochenenden gibt, habe ich irgendwo aufgeschnappt. Auch wichtig: Da die Gewässer so stark bei der internationalen Kundschaft nachgefragt sind, empfiehlt sich eigentlich immer eine Vorab-Reservierung. Wir hatten das Glück Mitte August mit einer Woche Vorlauf noch zwei Tageskarten für einen Donnerstag an der Deutschen Traun Traditionell zu ergattern. Bei allen anderen Gewässern (außer dem Förchensee) war bestenfalls noch eine letzte Restkarte erhältlich.
Das Ganze läuft im Endeffekt dann gleichzeitig sehr nett und familiär, aber auch hochprofessionell ab: Man parkt auf dem Kundenparkplatz, begibt sich zum Haupteingang des Firmengebäudes - und klingelt erstmal, um dann über ein altes Treppenhaus ins kleine aber feine Ladengeschäft im zweiten Stock eingelassen zu werden. Dort steht bereits ein Computerterminal bereit, an dem man seine Daten (Name, Adresse, Geburtsdatum) eingeben muss, um die reservierte Tageskarte in Empfang nehmen zu können. Zusätzlich wird man gleich gefragt, ob man eine SAGE-Rute testen möchte, die man dann dann kostenfrei für den ganzen Tag ausgeliehen bekommt - "zur Not" sogar mit Rolle und Schnur. Ein netter Service, wie ich finde, den wir nur nicht genutzt haben, weil wir die Rute bis zum Ladenschluss (also bis spätestens 17:00) zurückbringen hätten müssen, aber vor hatten bis Sonnenuntergang (ca. 20:30) zu fischen und dann direkt nach Hause zurück zu fahren.
Nach Erledigung der Formalitäten wurden wir dann vom ausgesprochen freundlichen Mitarbeiter Marco Brieden in die Strecke, ihre Besonderheiten und Grenzen eingewiesen und haben wunderbare Tipps zu den aktuell fängigen Fliegen, sowie zur gastronomischen Infrastruktur der Region bekommen. So gerüstet konnte der Angeltag beginnen! Ganz interessant: Um die deutsche Catch & Release-Problematik geschickt zu umgehen, erhält man zusammen mit der Tageskarte gegen 10 Euro Pfand einen Fischmarker, der zur Entnahme und Markierung einer Forelle zwischen 30 cm und 38 cm Länge berechtigt. Nimmt man dieses in Anspruch, so ist das Fischen sofort einzustellen. Hat man jedoch keinen Fangerfolg oder kommen einem die Fische immer kurz vor dem Kescher aus, so kann man den Marker zurück geben und erhält folgerichtig auch sein Pfand zurück.
Bevor wir nun aber wirklich loslegten, wollten wir uns noch bei einem gemütlichen Mittagessen stärken, und haben unweit unserer Traunstrecke das mitten in der Stadt gelegene Brauhaus Wochinger aufgesucht. Dort hat es einen richtig schönen und gemütlichen Biergarten und neben einer klassischen Brotzeitkarte ein warmes Mittagsbüffet, wo man für gut 8 Euro ein Fleischgericht mit drei Beilagen nach Wahl bekommt. Selten habe ich so eine gute (halbe) Schweinshaxe gegessen! Für jeden, der die Deutsche Traun befischt, ein echter Geheimtipp. Danke dafür nochmal an Marco Brieden! 

Streckenbeschreibungen und Fischmarker.

Das Wochinger Brauhaus in Traustein, nur wenige Minuten von den Hegerstrecken der Deutschen Traun gelegen, ist ein echter Geheimtipp!

Das Gewässer
Wie bereits erwähnt, haben wir noch Karten für die Deutsche Traun Traditionell erhalten, das Stück, dass schon am längesten von Rudi Heger bewirtschaftet wird und am nördlichen Ortsrand von Traunstein gelegen ist. Die Tageskarte kostet regulär 65 Euro, was z.B. in der Maifliegenzeit noch durch einen "Prime-Time-Zuschlag" erhöht wird. Die Traditionell-Strecke geht von Flusskilometer 22,7 (markiert durch eine schöne alte Eisenbahnbrücke) flussab bis zur sogenannten "Panzerfurt" bei Flusskilometer 19,6, umfasst also gut 3 km Fischwasser, das in der oberen (also südlichen) Hälfte noch die Ausläufer von Traunstein flankiert und im unteren (also nördlichen) Teil durch ein schönes Waldgebiet läuft. Die beste Parkmöglichkeit befindet sich im Ortsteil Empfing, wo nach etwa einem Drittel der Strecke eine Autobrücke den Fluss quert. Hier hat man dann die Wahl eben den südlichen, ortsnäheren Teil oder den nördlichen, eher im Wald gelegenen Teil zu erwandern. Wir wollten uns den Nordteil für abends aufheben und beschlossen, am Nachmittag erstmal dem Südteil unsere Aufwartung zu machen.
Im Grunde ist es aber egal, wo genau man fischt: Die Traun ist in allen Abschnitten ein wunderschöner, etwa 15 m bis 30 m breiter Fluss mit kiesigem Untergrund und glasklarem Wasser. Mich erinnert die Traun beispielsweise an Mangfall und Isar. Im Grunde also ein klassischer Fluss der oberen Äschenregion im Voralpenland. Fische stehen meistens in den tieferen Außenkurven, oder in den "Gumpen", die durch Anhäufungen größerer Steine entstehen. Aber auch in den relativ Seichten Standardabschnitten lassen sich immer wieder Forellen ausmachen.
Landschaftlich lässt der traditionelle Traunabschnitt kaum Wünsche offen. Wegen des etwas eingeschnittenen Flussbetts und der stark bewachsenen Ufer sieht man auch im ortsnäheren Teil nur wenig von der Zivilisation, und gerade die schon erwähnte Eisenbahnbrücke ist selber ein schöner Eyecatcher. In Richtung Panzerfurt, also in der im Wald liegenden Strecke wird es dann sogar recht idyllisch - wir haben uns zeitweise an den Deerfield River in Massachusetts erinnert gefühlt.

Fischen im Pool unterhalb der Eisenbahnbrücke, die das obere (südliche) Ende der Deutschen Traun Traditionell markiert.

Gerade im bewaldeten Nordteil der Strecke ist die Deutsche Traun ein romantischer Voralpen-Fluss.

Die Fischerei
Gleich vorweg: Wir haben - trotz August und trotz relativ großer Hitze (30 °C) - unsere Fische gefangen. Während Sandra vor allem jüngere Bachforellen ans Band bekam, konnte ich neben zahlreichen aus Versehen gefangenen Jungfischen zwei maßige Regenbogner überlisten. Einmal auf Sicht genympht, einmal auf Trockenfliege (Royal Wulff). Zusätzlich habe ich den Anhieb auf einen weiteren Trockenfliegenbiss (diesmal: Missing Link) leider versemmelt. Das alles geschah am hellichten Nachmittag im südlichen Streckenteil nahe Traunstein.
Nach einer am Ufer eingenommenen abendlichen Brotzeit haben wir uns dann in den nördlichen Streckenteil aufgemacht. Auch dort konnten wir zahlreiche Fische sehen, aber leider nicht mehr fangen. Dabei flohen die Fische nicht vor uns, sondern blieben meist relativ lethargisch am Grund liegen. Meiner Meinung nach das typische Verhalten von kürzlich releasten Fischen. Nach kurzer Uferwanderung sollte sich das auch bestätigen: Eine weitere Gruppe von 3 Fischern hatte schon den ganzen Nachmittag über den nördlichen Streckenteil abgefischt. Da ist es klar, dass nun ein nicht unwesentlicher Teil der Fische für diesen Tag genug hatte... Aber im Vorbeigehen konnten wir beobachten, wie einer der anderen Fischer an einem vielversprechend aussehenden Pool noch immer einen Fisch nach dem anderen ans Band bekam - also sollte normalerweise schon etwas gehen. Für die Deutsche Traun Traditionell werden nämlich maximal 6 Fischkarten pro Tag ausgegeben, so dass man, wenn man früh genug an den guten Stellen startet, mit Sicherheit adäquate Fangerfolge feiern kann.
Wie gesagt, konnten wir an diesem Tag nur Regenbogen- und Bachforellen fangen. Obwohl es sich zumindest bei den Regenbognern auch vom Verhalten her ganz klar um Satzfische gehandelt hat, waren diese schön anzusehen mit deutlich rotem Seitenstreifen und kerngesunden Flossen. Auch die Drills der maßigen Fische waren einwandfrei mit kampfstarken Fluchten und Sprüngen über die Wasseroberfläche. Schade war aber, dass eine der Forellen ein kaputtes Auge hatte, was mit großer Wahrscheinlichkeit von einem früheren Haken verursacht worden war. Ein deutliches Zeichen dafür, dass auch reines Catch & Release nie der Weisheit letzter Schluss sein kann.
Was ansonsten noch ganz spannend war: In der "blauen Stunde" um den Sonnenuntergang herum (so ab ca. 20:00) fingen die Fische an, wie verrückt zu steigen. Aber nicht in Form des klassischen Einschlürfens von Insekten von der Wasseroberfläche - nein, in Form von aggressiven Sprüngen weit über die Wasseroberfläche! Objekt von Begierde waren ganz offensichtlich Mücken, die über dem Wasser umherschwebten - andere Insekten konnten wir nicht ausmachen. Blöderweise gelang es uns nicht, diesen Sprung zu unserem Vorteil zu nutzen. Weder Missing Link, noch Griffin's Gnat oder klassische Midge (allesamt auf 16er bis 18er Haken) konnten die hungrigen Fische in die Irre führen. Stattdessen hatte ich ein-/zweimal das Gefühl, dass eine Forelle dem Imitat beim Leerwurf hinterhersprang... Wir führten das jedenfalls auf die im späten August bekannterweise etwas ungünstige Saison zurück und, wie gesagt, auf die Tatsache, dass die Fische an diesem Tag schon intensiv befischt worden waren. Aber wer weiß - vielleicht hätten andere mit mehr Expertise mehr Erfolg gehabt?


Regenbogenforelle aus der Deutschen Traun.

Tolle Abendstimmung im waldreichen Nordteil der Strecke.

Drei Mückenimitate (von links nach rechts: Polywinged Midge, Missing Link, Black Gnat), die wir beim Abendsprung ausprobiert haben.


Fazit
Alles in allem war es ein sehr schöner Fischtag an einem der wohl berühmtesten Salmonidengewässer Deutschlands. Jetzt können wir sagen: Wir waren da! 65 Euro sind allerdings alles andere als ein Schnäppchen und meiner Meinung nach auch zuviel für das Gebotene. Da gibt es andere Tageskartengewässer ähnlicher Qualität, die deutlich weniger kosten. Um ein ähnlich populäres, ähnlich gut besetztes, und ähnlich gut für Gäste zugängliches Beispiel zu nennen, möchte ich ganz konkret auf die Mangfallstrecke des KFV Bad Aibling verweisen. Hier kann man die Tageskarte für etliche Kilometer Fliegenstrecke sowohl online als auch an einer 24 Stunden am Tag geöffneten Tankstelle für 39 Euro erwerben und hat bei ähnlicher Gewässerqualität vergleichbare Chancen, Regenbogenforellen, Aitel und vielleicht sogar Bachforellen oder Äschen zu fangen. Das ist immer noch nicht billig, aber schon deutlich günstiger. Aber es fehlt halt einerseits der Nimbus des Besonderen, andererseits das Drumherum, das Rudi Heger bietet, also der Laden, die Beratung und die touristische Infrastruktur des Chiemgau...

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